Roaming in der Europäischen Union Was Sie über die Handy-Nutzung im EU-Ausland wissen müssen

strand und urlaub

Wer im Urlaub ist möchte nicht auf sein Handy verzichten – welche Kosten dabei entstehen können, erfahren Sie in diesem Artikel. Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

Dank ihrem exponentiell steigenden Funktionalitätsumfang sind moderne Smartphones gar nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Dies betrifft selbstredend auch den Urlaub im Ausland, denn die Lieben zuhause möchten verständlicherweise auf Schritt und Tritt via Facebook, Whatsapp oder ganz klassische per SMS über die Erlebnisse an den Stränden Spaniens oder den romantischen Sehenswürdigkeiten Italiens informiert werden.

Das Problem an der Sache ist allerdings, dass aus dem Ausland nicht nur Reiseandenken mitgebracht werden, sondern mitunter auch eine saftige Mobilfunkrechnung, welche die Urlaubsbräune posthum erblassen lässt. Diesem Ärgernis, das Mobilfunknutzer den teils horrenden Roaming-Gebühren zu verdanken haben, hat die EU-Kommission nun den Kampf angesagt. Da bis zur vollständigen Abschaffung der Preisaufschläge jedoch noch einige Zeit vergehen wird, sollten Mobilfunknutzer im EU-Ausland einiges beachten.

Welche Auswirkungen hat das Roaming?

Das Roaming beschreibt im Grunde genommen nichts anderes als die automatische Aufnahme einer Netzverbindung außerhalb des Mobilfunknetzes des eigenen Netzproviders, was im Rahmen eines Aufenthalts im EU-Ausland selbstredend der Fall ist. Damit dieses Roaming-System überhaupt funktioniert und Handynutzer mit dem Smartphone im Ausland telefonieren und im Internet surfen können, bedarf es der Kooperation zwischen den betreffenden Mobilfunkanbietern. Diese infrastrukturelle Zusammenarbeit, im Zuge derer jeweils zwei Netze für den Datenaustausch genutzt werden, lassen sich die großen europäischen Telekommunikationsunternehmen von den Nutzern mitunter teuer bezahlen.

Wenngleich die Kosten für Telefonate, SMS und die mobile Datennutzung in den vergangenen zehn Jahren schon stark gesunken sind, werden teils noch immer saftige Aufschläge gegenüber dem Inlandstarif fällig. Derzeit schlägt beispielsweise eine Gesprächsminute im EU-Ausland mit bis zu 19 Cent, eine SMS mit bis zu sechs Cent und ein Megabyte Datenvolumen mit bis zu 20 Cent zusätzlich zu Buche. Selbst im Rahmen einer konservativen Nutzungsweise summieren sich diese Einzelbeträge binnen eines Urlaubs aber immer noch auf einen stattlichen Betrag.

EU-Kommission beschließt Abschaffung der Roaming-Gebühren ab 2017

Mit dem Fernziel der Harmonisierung der innerhalb der EU gültigen Gebühren für Mobilfunkleistungen hat sich nun die EU-Kommission eingeschaltet und die mittelfristige Abschaffung der Roaming-Gebühren beschlossen. Die erste Phase des zweistufigen Modells tritt dabei schon am 30. April 2016 in Kraft und reduziert die Roaming-Aufschläge für Mobilfunkdienste bereits deutlich. Mobilfunknutzer müssen demzufolge nur noch einen Aufschlag auf ihren Inlandstarif von maximal fünf Cent pro Gesprächsminute hinnehmen, wobei der Betrag von 19 Cent in keinem Fall überschritten wird.

Grafik mit den Roaming Gebühren in der EU

Seit mehreren Jahren sorgt die EU für sinkende Roaming Gebühren – ab 2017 werden diese vollständig abgeschafft.

Ähnlich sieht es beim Versenden von Kurznachrichten aus. SMS dürfen gemäß dem Beschluss der EU-Kommission lediglich noch mit einer Gebühr von höchsten zwei Cent belegt werden, wobei an dieser Stelle ein Kostenlimit von sechs Cent greift. Freunde der mobilen Internetnutzung dürfen sich ab Ende April ebenfalls über eine signifikante Kostenreduktion für Datendienste freuen, denn der Aufschlag beträgt ab dem 30. April nur noch fünf Cent gegenüber dem Inlandstarif, maximal jedoch 20 Cent.

Zusammengefasst: Ab dem 30.04.2016 zahlen Sie im EU-Ausland…

  • …für einen ausgehenden Anruf einen Aufschlag von 5 Cent, insgesamt jedoch maximal 19 Cent pro Minute.
  • …für einen eingehenden Anruf einen Aufschlag von 0,0114 Cent.
  • …für 1 MB Datenvolumen einen Aufschlag von 5 Cent, insgesamt jedoch maximal jedoch 20 Cent.
  • …für das Versenden einer SMS einen Aufschalg von 2 Cent, insgesamt jedoch maximal 6 Cent pro SMS.

Preise ohne MwSt.

Mobilfunkbetreiber dürfen auf eine Hintertür hoffen

Die zweite Phase des Beschlusses der EU-Kommission greift indes ab dem 15. Juni 2017 und beinhaltet die Deckelung der im EU-Ausland anfallenden Mobilfunkgebühren auf das Maximum des gültigen Inlandstarifs.

Das Ende der Roaming-Gebühren bedeutet dieser Schritt dennoch nicht, da die angestrebte Deckelung lediglich den Umfang einer angemessenen Nutzung umfasst und dementsprechend an das Gesprächs- beziehungsweise Datenvolumen gekoppelt ist. In der Praxis behalten es sich die Mobilfunkanbieter vor, bei der Überschreitung eines als angemessen geltenden Nutzungsvolumens dennoch zusätzliche Aufschläge zu berechnen, um die missbräuchliche Nutzung einzuschränken.

Wie die entsprechenden Obergrenzen in Form einer sogenannten Fair-Use-Policy aussehen werden, ist aktuell noch nicht bekannt, da diese von der EU-Kommission noch bis Ende 2016 verhandelt werden.

Lohnen sich spezielle EU-Pakete trotz sinkender Roaming-Gebühren?

Trotz der bereits in den Startlöchern befindlichen Neuerungen lohnen sich für viele Mobilfunkkunden unter Umständen die von diversen Mobilfunkprovidern angebotenen EU-Optionspakete. Wer sich länger im EU-Ausland aufhält und dein Smartphone gemäß dem heimischen Umfang zum Surfen, Telefonieren und SMS-Verschicken nutzt, kommt unter dem Strich oft durch das Hinzubuchen einer entsprechenden Tarifoption günstiger weg.

Roaming bei smartmobil

Die Mobilfunkprovider bieten bereits heute günstige Lösungen für das Ausland. Beispielsweise bietet smartmobil im Tarif „LTE 1500“ 100 MB Datenvolumen und 100 Frei-SMS/Minuten für das EU-Ausland.

Die Deutsche Telekom bietet ihren Vertragskunden in diesem Zusammenhang beispielsweise das sogenannte All Inclusive 1 Paket an. Diese Option schlägt pro Monat mit 19,95 Euro zu Buche und beinhaltet neben einer Telefon- und SMS-Flatrate die kostenlose Nutzung des im Inlandsvertrag integrierten mobilen Datenvolumens. Für preisbewusste Sparfüchse und Nutzer eines Prepaid-Tarifs hingegen haben Discount-Anbieter wie Aldi-Talk modulare Daten-, Sprach- und SMS-Pakete im Programm, die bedarfsgerecht beliebig miteinander kombiniert werden können.

Was Sie bei der Handynutzung im EU-Ausland beachten sollten

Wer seine Mobilfunkkosten im Ausland minimieren möchte, muss sich nicht ausschließlich auf die Beschlüsse der EU-Kommission verlassen, sondern kann mit einfachen Maßnahmen auch selbst die Initiative ergreifen.

  • Deaktivieren Sie die automatische Update-Funktion Ihres Smartphones, die Sie im Zweifelsfall teuer zu stehen kommen kann.
  • Greifen Sie, wo immer es möglich ist, über WLAN auf das Internet zu.
  • Informieren Sie sich insbesondere auf Kreuzfahrtschiffen über eventuelle Mehrkosten durch die Nutzung bordeigener Mobilfunknetze. Die Gesprächsminute kann über ein solches satellitengestütztes Bordnetz bis zu vier Euro kosten.
  • Halten Sie nach günstigen Prepaid-Angeboten lokaler Mobilfunkanbieter Ausschau. Oftmals erhalten Sie für wenige Euro sehr hohe Datenvolumina zur Nutzung des mobilen Internets.
  • Fassen Sie sich beim Telefonieren kurz und genießen Sie Ihren Urlaub.

Am Ende des Tages verspricht die Harmonisierung der innerhalb der EU geltenden Mobilfunkgebühren langfristig einen erheblichen Vorteil für Handynutzer. Zumindest mittelfristig lohnt es sich für viele jedoch noch, nach alternativen Options-Paketen der Provider Ausschau zu halten oder die Kosten mit Hilfe anderer Maßnahmen wie der konsequenten WLAN-Nutzung zu beschränken.

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