Dank ihrem exponentiell steigenden Funktionalitätsumfang sind moderne Smartphones gar nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Dies betrifft selbstredend auch den Urlaub im Ausland, denn die Lieben zuhause möchten verständlicherweise auf Schritt und Tritt via Facebook, Whatsapp oder ganz klassische per SMS über die Erlebnisse an den Stränden Spaniens oder den romantischen Sehenswürdigkeiten Italiens informiert werden.
Das Problem an der Sache ist allerdings, dass aus dem Ausland nicht nur Reiseandenken mitgebracht werden, sondern mitunter auch eine saftige Mobilfunkrechnung, welche die Urlaubsbräune posthum erblassen lässt. Diesem Ärgernis, das Mobilfunknutzer den teils horrenden Roaming-Gebühren zu verdanken haben, hat die EU-Kommission nun den Kampf angesagt. Da bis zur vollständigen Abschaffung der Preisaufschläge jedoch noch einige Zeit vergehen wird, sollten Mobilfunknutzer im EU-Ausland einiges beachten.
Das Roaming beschreibt im Grunde genommen nichts anderes als die automatische Aufnahme einer Netzverbindung außerhalb des Mobilfunknetzes des eigenen Netzproviders, was im Rahmen eines Aufenthalts im EU-Ausland selbstredend der Fall ist. Damit dieses Roaming-System überhaupt funktioniert und Handynutzer mit dem Smartphone im Ausland telefonieren und im Internet surfen können, bedarf es der Kooperation zwischen den betreffenden Mobilfunkanbietern. Diese infrastrukturelle Zusammenarbeit, im Zuge derer jeweils zwei Netze für den Datenaustausch genutzt werden, lassen sich die großen europäischen Telekommunikationsunternehmen von den Nutzern mitunter teuer bezahlen.
Wenngleich die Kosten für Telefonate, SMS und die mobile Datennutzung in den vergangenen zehn Jahren schon stark gesunken sind, werden teils noch immer saftige Aufschläge gegenüber dem Inlandstarif fällig. Derzeit schlägt beispielsweise eine Gesprächsminute im EU-Ausland mit bis zu 19 Cent, eine SMS mit bis zu sechs Cent und ein Megabyte Datenvolumen mit bis zu 20 Cent zusätzlich zu Buche. Selbst im Rahmen einer konservativen Nutzungsweise summieren sich diese Einzelbeträge binnen eines Urlaubs aber immer noch auf einen stattlichen Betrag.
Mit dem Fernziel der Harmonisierung der innerhalb der EU gültigen Gebühren für Mobilfunkleistungen hat sich nun die EU-Kommission eingeschaltet und die mittelfristige Abschaffung der Roaming-Gebühren beschlossen. Die erste Phase des zweistufigen Modells tritt dabei schon am 30. April 2016 in Kraft und reduziert die Roaming-Aufschläge für Mobilfunkdienste bereits deutlich. Mobilfunknutzer müssen demzufolge nur noch einen Aufschlag auf ihren Inlandstarif von maximal fünf Cent pro Gesprächsminute hinnehmen, wobei der Betrag von 19 Cent in keinem Fall überschritten wird.
Ähnlich sieht es beim Versenden von Kurznachrichten aus. SMS dürfen gemäß dem Beschluss der EU-Kommission lediglich noch mit einer Gebühr von höchsten zwei Cent belegt werden, wobei an dieser Stelle ein Kostenlimit von sechs Cent greift. Freunde der mobilen Internetnutzung dürfen sich ab Ende April ebenfalls über eine signifikante Kostenreduktion für Datendienste freuen, denn der Aufschlag beträgt ab dem 30. April nur noch fünf Cent gegenüber dem Inlandstarif, maximal jedoch 20 Cent.
Zusammengefasst: Ab dem 30.04.2016 zahlen Sie im EU-Ausland…
Preise ohne MwSt.
Die zweite Phase des Beschlusses der EU-Kommission greift indes ab dem 15. Juni 2017 und beinhaltet die Deckelung der im EU-Ausland anfallenden Mobilfunkgebühren auf das Maximum des gültigen Inlandstarifs.
Das Ende der Roaming-Gebühren bedeutet dieser Schritt dennoch nicht, da die angestrebte Deckelung lediglich den Umfang einer angemessenen Nutzung umfasst und dementsprechend an das Gesprächs- beziehungsweise Datenvolumen gekoppelt ist. In der Praxis behalten es sich die Mobilfunkanbieter vor, bei der Überschreitung eines als angemessen geltenden Nutzungsvolumens dennoch zusätzliche Aufschläge zu berechnen, um die missbräuchliche Nutzung einzuschränken.
Wie die entsprechenden Obergrenzen in Form einer sogenannten Fair-Use-Policy aussehen werden, ist aktuell noch nicht bekannt, da diese von der EU-Kommission noch bis Ende 2016 verhandelt werden.
Trotz der bereits in den Startlöchern befindlichen Neuerungen lohnen sich für viele Mobilfunkkunden unter Umständen die von diversen Mobilfunkprovidern angebotenen EU-Optionspakete. Wer sich länger im EU-Ausland aufhält und dein Smartphone gemäß dem heimischen Umfang zum Surfen, Telefonieren und SMS-Verschicken nutzt, kommt unter dem Strich oft durch das Hinzubuchen einer entsprechenden Tarifoption günstiger weg.
Die Deutsche Telekom bietet ihren Vertragskunden in diesem Zusammenhang beispielsweise das sogenannte All Inclusive 1 Paket an. Diese Option schlägt pro Monat mit 19,95 Euro zu Buche und beinhaltet neben einer Telefon- und SMS-Flatrate die kostenlose Nutzung des im Inlandsvertrag integrierten mobilen Datenvolumens. Für preisbewusste Sparfüchse und Nutzer eines Prepaid-Tarifs hingegen haben Discount-Anbieter wie Aldi-Talk modulare Daten-, Sprach- und SMS-Pakete im Programm, die bedarfsgerecht beliebig miteinander kombiniert werden können.
Wer seine Mobilfunkkosten im Ausland minimieren möchte, muss sich nicht ausschließlich auf die Beschlüsse der EU-Kommission verlassen, sondern kann mit einfachen Maßnahmen auch selbst die Initiative ergreifen.
Am Ende des Tages verspricht die Harmonisierung der innerhalb der EU geltenden Mobilfunkgebühren langfristig einen erheblichen Vorteil für Handynutzer. Zumindest mittelfristig lohnt es sich für viele jedoch noch, nach alternativen Options-Paketen der Provider Ausschau zu halten oder die Kosten mit Hilfe anderer Maßnahmen wie der konsequenten WLAN-Nutzung zu beschränken.